Die alte japanische Kaiserstadt ist eine der geschichtlich und kulturell bedeutendsten Städte im ganzen Land. Als wir in Kyoto ankamen, liefen schon die ersten Frauen mit ihren auffälligen, farbenfrohen Kimonos an uns vorbei. Die Meisten tragen zu ihrem traditionellen Outfit Holzschlappen mit dicken weißen Socken und wackeln damit die Straße entlang. Kyoto ist eine besondere Stadt – nicht nur aufgrund der über 2000 Schreine und Tempel, vor allem ist es die Stadt der Geishas. Eine mysteriöse Welt und gleichzeitig eine alte japanische Tradition, die die Frauen mit dem weiß geschminkten Gesicht aufrechterhalten. Wir haben hier in den letzten Tagen auf jeden Fall einiges über die Religion und auch über das Leben der Geishas gelernt.
Warum findet man in Japan Schreine und Tempel?
Wir haben uns die Frage zwar nicht gestellt, aber vielleicht kennt sich ja einer von euch mit den Religionen besser aus. ? Es ist tatsächlich außergewöhnlich. Tempel sind eine Form des Buddhismus, während ein Schrein, eine religiöse Stätte der Shinto-Religion ist. Shintoismus ist eine ethnische Religion, die ausschließlich in Japan zu finden ist. Erst nachdem die Chinesen nach Japan kamen, haben sich die beiden Religionen hier vermischt. Die meisten Japaner beschreiben ihre Religion wie folgt: „Shintoismus bei der Geburt – Buddhist beim Tot.“ Auf der Free Walking Tour durch Kyoto wurde uns erklärt was das bedeutet: Alle Feste von der Geburt, über Zeremonien zu einem bestimmten Lebensalter, die Hochzeit,… wird in einem Schrein gefeiert. Alle Wünsche, die man sich für das Leben wünscht, werden in einem Schrein niedergelegt. Wenn ein Japaner stribt, wird er in einem Tempel beerdigt.
Warum ihr heute so viel über Religion lesen müsst?
Von den Religionen, die wir bisher auf der Welt erlebt haben, ist der Shintoismus für uns wohl die modernste Form des Glaubens und erreicht hier fast die gesamte Bevölkerung. Die Tempel und Schreinanlagen sind am Wochenende gefüllt von Japanern, die beten und ihre Wünsche niederlegen. Überall sieht man Jugendliche, die in Gruppen zu den religiösen Stätten kommen, die Tradition pflegen und noch ein schönes Photo mit ihrem Handy am Selfistick schießen, wie sie vor dem Schrein posieren. Die Gottheiten des Shinto sind unbegrenzt und so kreieren die Jüngeren oft einfach ihren eigenen Gott. Nachdem viele Ramen, eine Art Nudelsuppe lieben, gibt es manchmal auch einfach einen Ramengott. In Bayern wäre es für manche wahrscheinlich der Weißwurstgott. ? Ob die starke Verbundenheit der Japaner zu ihrer Religion einen Einfluss auf die außergewöhnlich niedrige Kriminalitätsrate im ganzen Land hat weiß man nicht. Auf jeden Fall waren die Ausflüge zu den religiösen Stätten sehr schön und die Tempel und Schreine sehr gepflegt und wahnsinnig unterschiedlich.
Auf den Spuren der Geishas…
Als wir in Kyoto ankamen, wollten wir auf jeden Fall etwas über die Frauen in den edlen Kimonos, den weiß geschminkten Gesichter und den roten Lippen erfahren. In Kyoto leben heute noch um die 200 Geishas, fast ausschließlich im Stadtviertel Gion. Wir fuhren um 10 Uhr Morgens in den berühmten Stadtteil, denn laut Internet wechseln sie um diese Zeit die Teestube oder kehren von ihrem Training zurück. Wir liefen die Straßen auf und ab. Viele japanische Mädchen liefen im Kimono an uns vorbei, aber eine Frau mit weißem Gesicht und roten Lippen sahen wir nicht. Wir streiften durch winzige Gässchen und nachdem der Vormittag der Geisha Suche nicht vielversprechend aussah, haben wir einfach zwei Mädchen in einem auffallend schönen Kimono angesprochen, ob wir nicht kurz ein Foto von ihnen machen können. Sie haben kurz etwas kritisch geschaut, sich dann jedoch trotzdem bereit erklärt. Noch am selben Tag schlossen wir uns einer City Walking Tour an, um nicht weiter etwas hilflos durch die Gegend laufen zu müssen. Es war wirklich interessant!
In Japan spricht man eigentlich nicht von Geishas, es gibt Maikos und Geikos. Im Alter von 16 Jahren entscheiden sich die Mädchen eine Maiko zu werden. Die Mädchen ziehen durch die Straßen von Gion auf der Suche nach einem Sponsor. Erst wenn sie erfolgreich waren, kann die 6 jährige Ausbildung beginnen. Diese Zeit verbringen die Mädchen in Gion. Der Sponsor zahlt die Unterkunft, das Essen, die Maiko-Schule und kommt für die enormen Kosten der Kimonos auf. Jede Maiko braucht für jeden Monat des Jahres mindestens einen Kimono, wobei ein Kimono mehrere Tausend Dollar kostet. In eine Maiko wird erst einmal ordentlich investiert. Sie verpflichtet sich daher die ersten 6 Jahre für ihren Geldgeber zu arbeiten. Die ersten Monate hat eine Maiko keinen Kontakt zu ihrer Familie oder Freunde, sie darf keine Fragen stellen, sie muss den Anweisungen ihrer Ausbilderin immer befolgen. Nach ein paar Monaten und dem Absolvieren einer Prüfung darf sie ihre Maikoschwestern begleiten, für Gäste tanzen, singen, sie unterhalten. Eine Maiko in ihrem Anfangsjahr erkennt man an den nur halb geschminkten Lippen. Jede Maiko wird nur einmal die Woche frisiert, die Frisuren ähneln einander, nur der Haarschmuck lässt ebenfalls auf ihren Entwicklungsgrad schließen. Der Stadtführer erklärt uns, dass man die Maikos tagsüber hauptsächlich an ihrer Frisur erkennt, denn sie sind ungeschmickt. Wir mussten an die Mädels in der schmalen Gasse vom Vormittag denken und schauten auf das Display der Kamera. Es waren tatsächlich zwei Maikos! Am nächsten Abend sind wir noch einmal in das Gionviertel gefahren. Eine private Teezeremonie beginnt bei 1000 USD die Stunde, leider etwas zu viel für unser Budget. Die einzige Möglichkeit war eine öffentliche Aufführung in der Maikoschule am Abend.
… Schaut euch die Bilder von der Aufführung mal genauer an, fällt euch etwas auf?? …Die Maiko in dem rosanen Kimono ist tatsächlich das gleiche Mädchen, dass wir am Tag zuvor ungeschmickt fotografiert hatten! Ganz sicher, hatten danach aber die Möglichkeit sie zu fragen. Sie hatte uns auch schon erkannt und nickte. Beim Heimlaufen sahen wir eine weitere Maiko über die Straße huschen und folgten ihr unauffällig in die verwinkelten Gassen. Nach ein paar Metern änderte sich unsere Richtung, denn auf einmal sahen wir eine richtige Geiko mit einem Klienten die Straße entlanglaufen. Was eine Geiko ist? Eine fertige Maiko, die weitere zwei Jahre in Tanz und Musik ausgebildet wurde, nennt sich Geiko. Die Beiden gehen herzlich miteinander um, lachen, und verbeugen sich viele viele Male zum Abschied voreinander. Wie weit eine Geisha bei ihren Treffen mit Klienten geht, entscheidet wohl jede für sich und bleibt in der mysteriösen Welt der geheimnisvollen Frauen verborgen… Lg F&N
2 Comments
Danke ?. Die Tradition ist wirklich eindrucksvoll! Das war bestimmt nicht das letzte Mal in Japan, aber morgen geht es erst einmal nach Australien. ?
Tolle Bilder, eindrucksvolle Tradition !