Gerade um die Weihnachtszeit wollen viele von euch anderen Menschen helfen und die Spendenkonten füllen sich. Oft geht das Geld auch nach Afrika… Doch wie leben die Menschen dort eigentlich? Wir haben vor ein paar Tagen das Rundugai Dorf und das nebengelegene Boma der Masai besucht und möchten euch einen Einblick geben…
In Rundugai hat uns Linus empfangen um uns sein Dorf zu zeigen. Wir haben selbst gemachtes Bananenbier und Bananenwein getrunken und versucht mit Locals eine Matte zu flechten. Danach waren wir bei der Medizinfrau. Wer krank wird kommt hier her, einen richtigen Arzt oder ein Krankenhaus gibt es nicht und in die nächste große Stadt zu fahren ist viel zu teuer. Sie zeigte uns verschiedene Behälter mit Pulvern aus Wurzeln oder anderen Pflanzen. Das Wissen hat sie von ihrem Vater und gibt es auch nur an eine junge Person aus ihrer Familie weiter, aufgeschrieben wird nichts! Alle Pulver müssen angerührt, aufgekocht und reduziert werden – Einnahme des Tranks immer 2 mal am Tag – und neben den Standardpulvern gegen alle möglichen Krankheiten gibt es auch Spezialmischungen z.B. natürliches Viagra. Die Zusammensetzung hat sie uns natürlich nicht verraten :).
In dem Dorf wimmelte es nur so von Kindern. Jede Familie besteht auch hier aus mind. 5-10 Kindern. Die Kids werden hier, nicht wie bei uns, nur von ihren Eltern betreut. Sie laufen durch die Straßen und jeder kümmert sich mal um sie. Zur Welt gebracht wurden sie alle von der gleichen Hebamme, da es auch nur eine im Dorf gibt – für 14.000 Einwohner. Egal wie die Kinder im Bauch der Mutter liegen, die Hebamme holt alle raus. Mindestens 3 Kinder pro Woche und das seit 30 Jahren, angeblich ohne eine einzige Totgeburt.
Am Abend haben wir mit den Einheimischen gekocht. Das Wasser mussten wir 400m entfernt aus dem Fluss holen und gekocht wurde über einem Feuer. Der Rauch in der kleinen „Küche“ war extrem und unsere Augen waren nach kurzer Zeit rot und haben gebrannt. Zum Essen kommt Moses, ein Masai mit dazu. Wir haben von unserem Leben in Deutschland erzählt und weitere Einblicke von seinem Leben bekommen. Die Nacht haben wir dann im Zelt im Innenhof der Familie verbracht, mit der wir auch gemeinsam gekocht haben. Am nächsten Morgen ging es zu den Masai – irgendwie ein faszinierendes Volk. Sie versuchen die alten Traditionen aufrechtzuerhalten. Tragen traditionelle Kleidung und unterscheiden sich auch von ihrer Lebensweise von den anderen Einheimischen. Sie leben in sehr einfachen Rundhütten aus Lehm. Die Masai sind keine Farmer. Sie betreiben ausschließlich Tierhaltung und ernähren sich vom Fleisch und der Milch ihrer Ziegen und Rinder. Alles wird verwertet – auch das Blut der Tiere wird getrunken! Zur nächsten Wasserstelle sind es oft viele Kilometer. Jeden Tag ziehen sie mit ihren Eseln los um Wasser zu holen… kein Wunder, dass Moses die zwei Flaschen Sprite, die wir gekauft hatten, nur so reingepumpt hat ?.
Ein Thema das wahrscheinlich auch viele interessiert, wenn man an ihre Tradition denkt: Werden die Masai wirklich noch beschnitten und warum machen die das? Ja es wird noch praktiziert. Bei Mädchen ist es mittlerweile allerdings verboten, aber die Männer werden noch alle beschnitten und zählen auch erst danach als Mann und vollwertiges Mitglied der Gemeinschaft. Die Beschneidung wird in einer großen Zeremonie durchgeführt, die nur alle 7 Jahre stattfindet. Jeder hofft, dass er mit dabei ist und ausgewählt wird. Ansonsten heißt es weitere 7 Jahre warten. Zu der Zeit als wir im Boma waren, waren gerade die 7 Jahre vorbei und die Zeremonie fand statt. Aber keine Angst wir haben keine Beschneidung gesehen und können euch auch keine Bilder davon zeigen :). Nach der Beschneidung verbringen die Jungs ca. 3 Monate im Busch und dürfen in dieser Zeit nicht zurück ins Dorf. Es ist schon irgendwie Wahnsinn, dass das ganze Leben dieser Leute auf die Beschneidung ausgerichtet ist. Nur wer beschnitten ist, ist „Moran“ – ein Masai Krieger. Aber auch das Leben der Masai ändert sich in kleinen Schritten. Die Schulbildung kommt langsam und die Masai lernen dazu ?… und bald werden sie auch merken, dass man nicht nur Fleisch essen kann sondern auch grünes Gemüse – noch wollen sie das nicht essen, alles was grün ist essen nur die Tiere ?. Oft werden sie von den andern Locals dafür auch etwas veräppelt oder auch schonmal nur mit „Hey Masai“ ganz liebevoll gerufen. Und nachdem sie auch gerne und weit laufen, wird Moses den ganzen Abend geschickt um Sachen zu besorgen 😉
Auch das Leben im Dorf und in den Bomas verändert sich. Die Masai tragen ein Handy um den Hals und Linus, der uns Rundugai gezeigt hat, schreibt sich gleich unseren Blog auf. Er will unseren Blog verfolgen und sehen wie es in anderen Länder aussieht…
Was allen im Dorf am meisten gefallen hat?? Als wir bei Google den Suchbegriff „Dirndl“ eingegeben hatten und den Locals unser traditionelles bayrisches Outfit von Frauen gezeigt haben ? Sie waren alle begeistert und hätten das ein oder andere Mädel wohl auch gegen ein paar Kühe gekauft, wenn sie so viele hätten. Denn umso weißer die Haut, umso mehr Kühe muss man auch bezahlen ?
Wie in Rundugai Weihnachten gefeiert wird? In Afrika feiert man heute am 25. Dezember. Bei Linus gibt es braunen Reis mit Beef. Er hat sich schon im Januar neu eingekleidet, da die Klamotten zu diesem Zeitpunkt günstiger sind und trägt sein neues Outfit und die neuen Schuhe heute zum ersten Mal!
@Linus: Thank you for the two days in rundugai village! Enjoy christmas with your family!! We hope to see you again one day and have some banana wine and gin together 😉 Wish you all the best! Best regards to Moses, too! Franz & Nadine
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