Zurück am Flughafen in Nairobi steigen wir in eine kleine Propellermaschine. Die beiden afrikanische Piloten bereiten sich auf den Start vor. Sie drücken und ziehen an ein paar großen Hebeln, der Propeller dreht sich und die Maschine düst über die Landebahn – wir heben ab. Kurz nach dem Start reicht uns einer der Piloten, eine Tupperdose mit Pfefferminzbonbons – onboard Catering. ? Es fühlt sich eher nach einem kleinen Rundflug an, doch nach knappen eineinhalb Stunden landen wir in der 300 km entfernten Masai Mara, auf einem winzigen Airstrip mitten im Nationalpark! Vor einem Jeep, der direkt neben der Landebahn parkt stehen zwei junge Masai in ihrer traditionellen Kleidung – Patrick und Josef – die beiden sind unsere Guides für die nächsten fünf Tage. Nach einer kurzen Fahrt erreichen wir das Mara Leisure Camp. Edwin, der Hotelmanager gibt uns die schönste Unterkunft im ganzen Camp ? – wir beziehen ein „Zelt“ mit zwei verglasten Außenwänden, einem Außen- und Innenbad, einem riesigen Bett und einer schönen Terrasse mit Blick auf den Fluss – hier lässt es sich definitiv aushalten! Nach einem kurzen Hotelrundgang sitzen wir auch schon wieder mit Patrick und Josef im Jeep und sind bereit für den ersten Game Drive durch die 1500 Quadratkilometer große Masai Mara. Gespannt stehen wir im Landcruiser und halten Ausschau nach Tieren. Wir können stundenlang Safari fahren und es ist und bleibt spannend. Jeder Game Drive ist anders, man weiß vorher nie was passiert und meistens hat man nur einen kurzen Augenblick um die besten Momente mit der Kamera festzuhalten… wenn sich der Babyelefant gerade an seine Mama kuschelt, der Leopard mit seinem fesselnden Blick direkt auf dich zu marschiert oder ein ganzes Löwenrudel mehrfach an uns vorbeiläuft. Gut – für den vollgefressenen Geparden hatten wir etwas länger Zeit ein schönes Bild zu ergattern, sein Bauch war so rund, dass er sich die nächsten Tage wohl nicht mehr bewegen wird ?. Die Dichte an Großkatzen, ist in der Masai Mara definitiv mit der der Serengeti vergleichbar – absoluter Wahnsinn! Es begeistert einfach immer wieder aufs Neue, wenn Löwen, Leoparden oder Geparden in nächster Nähe vor einem auftauchen und ganz nah an unserem Jeep vorbeilaufen. Dieses Mal hatten wir auch noch das Glück, dass es soooo viele Löwenbabys gab ? …die sind einfach nur zum knuddeln ❤️.
Zwischen den ganzen Game Drives planen wir auch wieder einen Besuch in einem nahegelegenen Masai Dorf ein. Wir müssen unseren Besuch nicht ankündigen, sondern fahren zu einer beliebigen Uhrzeit in die Boma. Der Stammeshäuptling und die jungen Masaikrieger, die Morani, kommen sofort aus ihrem kleinen Dorf zu unserem Jeep angelaufen um uns zu begrüßen. Alle sind mit den typischen und auffälligen Masai Gewändern und buntem Perlenschmuck gekleidet. Die Morani begrüßen uns sofort mit einem Tanz, bevor uns auch die Frauen innerhalb der Boma ihre Gesänge vorführen. Beim dritten Tanz springen die jungen Masai Krieger so hoch sie können – die Sprungkraft dient dabei als ein Zeichen ihrer Stärke.
Sowohl in Tansania als auch Kenya begegnen uns die Masai als freundliche und an unserer Kultur interessierte Menschen. Sie führen ein sehr einfaches Leben, das als Europäer wohl schwer nachzuvollziehen ist. Die Frauen bauen die Hütten (aus Lehm und Kuhdung) und sind verantwortlich für die Betreuung der Kinder, während den Männern, ab dem Tag ihrer Beschneidung, die Rinderherde anvertraut wird. Die meisten Masai pflanzen nur wenig oder überhaupt kein Gemüse an, sondern ernähren sich vor allem von Ziegen- und Rindfleisch, stellen Käse selbst her und trinken die Milch und das Blut der Tiere. In den Hütten ist es stockdunkel, es gibt weder fließendes Wasser noch Strom. Eine Frau sitzt in dem dunklen Raum vor einem Feuer und kocht. Man kann sich kaum vorstellen wie unerträglich die Luft durch den aufsteigenden Rauch ist. Wir gehen aus dem Haus zurück in den Innenhof und unser Guide zeigt uns wie man hier im Dorf Feuer macht. Seit ein paar Jahren gibt es in der Nähe eine Grundschule, die manche Masai Kinder besuchen dürfen. Unser Guide hatte diese Schule besucht und spricht überraschend gut Englisch. Später möchte er Medizin studieren, erzählt er uns. Nach der Führung durch die Boma dürfen wir mit Erlaubnis des Dorfältesten unsere Drohne fliegen lassen. Die Kinder rennen wie wild hinter dem unbekannten Flugobjekt her und die Morani versammeln sich schnell um unser iPad, um ihr Dorf von oben zu bestaunen. Sie sind fasziniert und wir versprechen einem der wenigen Masai mit Smartphone die Bilder und Videos per Whatsapp zu schicken. Leider hat er es immer noch nicht gesehen, denn seit Januar war Robin nicht mehr online – wahrscheinlich zieht er gerade mit seiner Rinderherde umher und wird uns aber hoffentlich in ein paar Tagen/Wochen? antworten. 😉
Wir fahren zurück ins Camp. Dicke grauen Wolken hängen am Himmel und es beginnt zu regnen. Die ganze Nacht schüttet es und aus dem kleinen Bach vor unserem Zelt entwickelt sich über Nacht ein reisender Fluss, der doppelt so breit und mindestens 6 Meter höher ist als am Vortag ?. Für einen kurzen Augenblick haben wir unser Zelt schon im reisenden Fluss davonschwimmen sehen ?. Der Nationalpark war ein einziges Schlammloch und wie sich am Abend herausstellte, war das Gate aufgrund der schlechten Bedingungen auch bis Mittag gesperrt. Josef und Patrick waren vom Regen nur wenig beeindruckt. Der Jeep stand bereits vom Vortag noch im Park und so starteten wir trotz Regen und Schlamm gleich nach dem Frühstück unseren Ganztages Game Drive. Der Landcruiser schlitterte nur so über den matschigen Boden. Josef hatte sichtlich Spaß herumzudriften, den Jeep gekonnt gegenzulenken und den Matsch in alle Richtungen spritzen zu lassen. An diesem Tag sind wir bis zur Grenze nach Tansania gefahren und obwohl das Wetter anfangs so schlecht war sind am Ende doch noch ein paar coole Löwenbilder und -videos entstanden.
Ein bisschen traurig steigen wir in den Flieger nach Deutschland. Patrick und Josef fragen, wann wir wieder kommen, ob wir uns irgendwann wieder sehen – im Moment wissen wir es leider nicht. Aber wir werden in Kontakt bleiben und in unserem Telefonbuch sind wieder ein paar neue afrikanische Kontakte dazugekommen. Die Nummer von Regina, Patrick, Robin oder auch von den bewaffneten Ranger aus dem Aberdare Nationalpark. ? Sicher ist auf jeden Fall, dass es nicht unsere letzte Reise nach Afrika war, und zur Great Migration werden wir uns bestimmt auch noch irgendwann einmal am Mara River einfinden.
Kukutana tena Kenya!
Franz und Nadine
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