„Wo geht die Reise hin?“ „ …wir fahren zurück nach Airlie Beach und gehen für knappe zwei Wochen in den Whitsundays segeln“. Die Australier schauten uns alle ungläubig mit großen Augen an. „Zwei Wochen? …Sowas haben wir noch nie gehört!“. Die meisten Touris buchen eine Tagestour um den wunderschönen Whiteheaven Beach zu sehen, andere gönnen sich eine 2-3 Tagestour, aber wer kommt schon auf die Idee 12 Tage durch die Whitsundays zu cruisen. …Wenn man sich die Kosten für eine Yacht so ansieht, wären wir wohl auch nicht auf die Idee gekommen ein eigenes Boot zu chartern. Doch nach der Investition in diesem Jahr bei Dream Yacht Charter mussten wir unsere Ownerwochen schließlich nutzen und glücklicherweise hatte DYC in Airlie Beach eine Base. ? Kurzerhand buchten wir im April für knappe zwei Wochen einen Kat und gingen anschließend bei HandGegenKoje auf die Suche nach einer Crew. Für die ersten 5 Nächte bekamen wir ein Upgrade auf eine Bali 4.3, für die folgenden 6 Nächte hatten wir eine Bali 4.0. Die Vorfreude auf den Törn war riesig und umso näher der Tag rückte, desto länger zogen sich die Tage davor. Wann geht es endlich los!?? Am Vorabend trafen wir uns mit unserem Skipper Bernhard und den restlichen Crewmitgliedern des ersten Törns, Anja und Sören. Obwohl wir Bernhard nur vom Skypen her kannten und mit Anja und Sören im Vorfeld nur eMails hin und herschickten, passte es von Anfang an perfekt und wir verstanden uns alle blendend. Noch am Abend stürmten wir gemeinsam den Supermarkt um den Proviant für die nächsten 6 Tage zu kaufen. Während unseres Törns hatten wir keine Möglichkeit irgendetwas nachzukaufen – der Einkauf sollte also gut überlegt sein. ? Wenn man sich die Ausbeute nach dem Verlassen des Supermarktes allerdings so angesehen hat, musste man feststellen, dass es uns wohl an nichts Mangeln wird – vor uns standen fünf prall gefüllte Einkaufswagen ?.
Am nächsten Tag starteten wir früh am Morgen zum Briefing und staunten nicht schlecht, als wir den Fuß auf unseren Rinaldo setzten. Die Bali 4.3 überzeugte durch einen großzügigen Wohn-, Essbereich, komfortable Schlafzimmer, eine riesige Kühl-, Gefrierkombi mit integriertem Eiswürfelmacher und Liegeflächen an Bug und Flybridge ?. Bernhard packte noch ein SUP ein, um neben der Ananas Luftmatratze und dem Dinghy noch mit einem weiteren Toy zu punkten. Nun kann es losgehen!!!! Moment – da war noch was… ? ach ja das Briefing – der Mitarbeiter von DYC redete immernoch. Die Einweisung hier war schon sehr speziell, denn in Airlie Beach darf wirklich JEDER chartern ? Man braucht keinerlei Erfahrung und keine Scheine – dafür gibt es vor dem Start einen Intensivkurs! Die Seekarte wurde gemeinsam studiert, jede Gefahrenstelle genau erklärt und es gibt eine begrenzte Zone, in der man sich nur aufhalten darf bzw. aufhalten sollte ?. Zweimal am Tag müssen wir uns über Funk melden, einmal am Vormittag und eimal gegen 16 Uhr, wenn wir sicher an unserem Ankerplatz liegen. Alles klar! Bernhard nickt dem Mitarbeiter zu. Das machen wir auf jeden Fall ? *hust* ???.
Es ging los – stolz verließen wir den Hafen und nahmen Kurs in nördliche Richtung. In den nächsten Tagen hielten wir uns um Hook Island auf. Mit dem Dinghy ging es zur Sandzunge von Longford Island und dem Postkartenmotiv Blue Pearl Bay, wir schnorchelten in der Manta Ray Bay und beobachteten die gigantischen Buckelwale, die vor der Küste mit ihren Kälbern vorbeizogen. Bei jeder Gelegenheit warfen Franz und Anja die Angeln heraus und versuchten das Abendessen mit einem tagesfrischen Fang zu toppen – Bisher leider mit wenig erfolgt. Dafür machten wir uns am nächsten Tag früh zum berühmten Whiteheaven Beach auf und ankerten mit unserem Rinaldo im türkisen Wasser direkt vor dem langen, strahlend weißen Sandstrand. Bislang konnte nur die Südsee bei so einem makellosen Anblick mithalten. Doch der Whiteheaven Beach überzeugt wirklich und macht seinem Namen alle Ehre?. Stundenlang könnten wir am Boot sitzen und den weißen Sand mit dem türkisen Wasser bestaunen. Doch den Fischfang hatten wir auch noch nicht ganz abgeschrieben und so machten wir uns noch einmal zu einer weiteren Trolling Session auf. Nach über einer Stunde wendeten wir, um so langsam wieder in Richtung Ankerplatz zu kommen. Plötzlich surrte die Spule der Angel und Nadine schrie von der Flybridge aus: „Fisch! Fisch!“. Sofort waren alle bereit. Franz sprang zu seiner Angel, hielt sie fest und drehte die Spule zu. „Ich brauch den Haken!“. Wir starrten gebannt auf die Leine. Ein großes Grinsen machte sich über unseren Gesichtern breit! „Es ist ein Thunfisch! Wir haben einen Thunfisch gefangen.“ ??? Man hörte schon die Vorfreude auf das leckeres Abendessen ?. Franz nahm den Haken, rammte ihn dem Bonito in die Seite und zog den Fisch auf die Plattform. Und jetzt? Wir wollten die sanfte Belize-Methode anwenden und den Fisch töten, indem wir ihm hochprozentigen Alkohol in die Kiemen schütten. Gesagt, getan – Bernhard stand schon mit der Vodkaflasche bereit ?. Franz hielt den Fisch an der Schwanzflosse und der Vodka floß direkt in die Kiemen. Ein bisschen übertrieben haben wir es wohl, denn am Schluss hatte der Tuna nicht nur eine halbe Flasche Vodka in den Kiemen, sondern um sicher zu gehen auch noch ein paar Schläge mit der Flasche abbekommen ?. Aber sicher ist sicher ?. Bernhard und Franz filetierten den Fisch gleich anschließend. Von dem Anblick der dunkelroten Steaks des Australien Bonitos lief und schon das Wasser im Mund zusammen. Das wird ein Festmahl ?. Am gleichen Abend bereiteten wir die Fischsteaks am BBQ Grill zu. Kurz angebraten, mit einem rohen Kern in der Mitte, dazu frischen Salat, Reis, eingelegten rosanen Ingwer, Wasabi, Sojasoße und einen leckeren Rotwein – mmhhhmmmmm – es scheint als geht es uns ziemlich gut ?. Auch das Sashimi am nächsten Tag schmeckte köstlich. Warum wir das Sashimi nicht noch am gleichen Tag zubereitet hatten?
… Wir hatten wohl immernoch die weisen Worte unseres Gastpapas Kete in den Ohren: „Das beste Sashimi gibt es erst am nächsten Tag – nach dem Fang hat der Fisch zu viel Adrenalin in sich, das schmeckt nicht“. Wir haben es natürlich getestet und es stimmt wirklich! Danke Kete für den Tipp! ?
Doch auch der nächste Tag sollte nicht weniger ereignisreich werden. Wir starteten früh durch die Whitsunday Passage Richtung South Molle Island. Das Wasser war ruhig und die Sonne schien vom strahlend blauem Himmel, in Sichtweite tauchten mal wieder zwei Wale auf. Nach so vielen Walsichtungen in den letzten Tagen, war das nichts außergewöhnliches. Doch das Kalb sprang fröhlich aus dem Wasser, die beiden Riesen wirkten entspannt und kamen immer näher in Richtung unseres Rinaldos. Schwimmen mit Walen stand schon lange auf unserer Bucketlist und Franz fehlte auch noch der perfekte Drohnenshot von den gigantischen Tieren. Das war unsere Chance – die Wale waren nicht mehr weit vom Boot entfernt. Franz startete die Drohne. Anja, Sören und Nadine waren schon mit ihren Schnorchelsachen im Wasser. Wie so oft tauchten die Wale ab und Bernhard und Franz konnten die Wale weder vom Boot aus sehen, noch mit der Drohne finden. Unsere Schnorchler trieben ratlos im Wasser – Wieder raus? Plötzlich schrie Bernhard: „Wale auf 11 Uhr!“ und zeigte grinsend in Richtung Horizont. Vom Wasser aus, konnten wir nichts sehen, doch wir schwammen einfach mal in die angegebene Richtung. Die Sicht unter Wasser war mit maximal 2m sehr schlecht. Wir steckten die Köpfe unter Wasser – der Wal war direkt vor uns und starrte uns mit seinen zugekniffenen Augen an. In unserem Kopf kreisten die Gedanken: „Ist das vor uns ein Kalb oder die Mutter?“ Puuhh – Schwer zu sagen, wenn einen so ein großes Tier unter Wasser ansieht. Schließlich ist das kleine Kalb auch circa 6m lang. Auf jeden Fall war es groß und neugierig, denn es kam uns verdammt nahe ?. Wir paddelten rückwärts um wieder etwas mehr Abstand zu gewinnen. Wir fixierten es ebenfalls mit unseren Blicken. „Es muss das Kalb sein!!“ ? dachte ich. In diesem Moment konnte ich mir nur eine Frage stellen. „Wenn das vor mir das Kleine ist. Wo ist dann die Mutter?“ …Ich glaube Sören hat neben mir genau das gleiche überlegt. Beide konnten wir den Moment im nachhinein nur so beschreiben: „Es wurde dunkel – auf einmal tauchte die Mutter direkt unter uns auf und wir sahen nur noch Wal!“ ? Franz beobachtete alles mit der Drohne und sah jeden Moment live auf seinem Display. Die Aufnahmen waren einzigartig. Genau konnte man beobachten, wie das Muttertier unter uns auftaucht, das Kleine zur Seite nimmt und mit ihm davonschwimmt. Ein, zwei Flossenschläge und die beiden waren nicht mehr zu sehen. Was für ein Erlebnis ?.
Für Anja und Sören ging die Reise mit uns leider kurz nach diesem Tag zu Ende. Bernhard blieb uns dagegen erhalten und bezog mit uns die Bali 4.0 Namens Banjo. Caro und Janko begleiteten uns auf dem zweiten Törn. Das frisch gebackene Ehepaar wartete am Hafen schon mit einem breiten Grinsen auf uns. Die Vorfeude war auch beim zweiten Trip riesig und obwohl wir uns nur kurz vom Skypen kannten, wussten wir sofort – es wird einfach eine mega geniale Zeit! ? Im Gegensatz zu den letzten Tagen hatten wir gleich zu Beginn super Segelwind und unser Banjo düste wie geschmiert bei 15 Knoten Wind in Richtung Hook Island. Janko segelte selbst schon lange und stand uns in den nächsten Tagen gemeinsam mit Bernhard mit Segeltipps und Tricks zur Seite. ? Oft starteten wir schon zum Sonnenaufgang, setzten die Segel, immer dem Horizont entgegen! Bei jeder Gelegenheit wurden natürlich wieder die Angeln ausgeworfen, Wale beobachtet, das Dighy ausgeführt oder bei einem leckeren Gin Tonic der Sonnenuntergang genossen.
Am Abend bereitete immer ein anderes Pärchen für die Crew Abendessen vor. Von leckerer selbstgemachter Bruschetta, saftigen Porterhouse Steaks, Faschiertes (wie Bernhard zum Hackfleisch zu sagen pflegt), Quiche oder einer fangfrische Makrele mit Kartoffelecken und Paprika-Feta-Gemüse hatten wir jeden Tag, genauso wie in der ersten Woche mit Anja und Sören, ein fantastisches, Abendessen?. Am Whiteheaven Beach erwischten wir beim zweiten Törn den perfekten Zeitpunkt zwischen Ebbe und Flut und so lag das Hill Inlet bilderbuchmäßig mit seinen weißen Sandformationen und dem türkisen Wasser vor uns. Leider hatte der Wind an diesem Tag für Janko und Caro nicht ausgereicht um ihre Kites auszupacken und vor dem strahlendweißen Sandstrand ihre Boards über das Wasser gleiten zu lassen. Dafür lieferten die beiden uns während unseres Trips jedoch an einem anderen Ort zwei beeindruckende Kiteshows. Das erste Mal starteten die beiden gleich am ersten Tag am Longford Beach und das zweite Mal wagte Janko den Start vom Boot alleine. Bei 15 Knoten Wind legte er seinen Kite rund um den Kat herum aus, der gerade mit fast 8 Knoten Fahrt unter Segeln über den Pazifik rauschte. Keine leichte Aufgabe, die langen Leinen so zu positionieren, dass sie sich nicht verheddern. Nach einer kurzen Einweisung für den Notfall, falls sich der Kite doch nicht starten lässt, geht es auch schon los. Er warf den Kite ins Wasser, lief einmal mit der Bar ums Boot herum und sprang von Bord. Es dauerte einen Moment, den wir wohl alle mit sehr sehr viel Spannung verfolgten. Waren die Leinen richtig gelegt? Kann er seinen Kite aus dem Wasser starten? Wir entfernen uns immer mehr von ihm, denn der Wind brachte unseren Banjo gehörig in Fahrt. Janko lag immernoch im Wasser. Wir geben ihm noch ein paar Sekunden… Jetzt! – Der Kite richtete sich auf und Janko brachte das Board aufs Wasser! ??? Er lieferte sich mit dem Kat ein regelrechtes Wettrennen und sprang neben uns über die Wellen! Respekt, das war wirklich eine geniale Aktion ??.
An diesem Abend gab es – mal wieder – keinen Funkspruch an DYC, denn während die anderen Charterer schon ihren Ankerplatz bekanntgaben, waren wir noch mit unserer Kiteaktion beschäftigt. Wir befanden uns zudem nicht mehr ganz innerhalb der erlaubten Zone und waren um 16 Uhr auch noch einige Meilen von der Ankerbucht entfernt. Dafür schwirrte über uns die Drohne und machte geniale Aufnahmen! In diesem Fall war es wohl das Beste, das Radio einfach auszuschalten und den Abend zu genießen ?. Auch am Morgen hatte sich die Morgenmeldung nicht wirklich angeboten, nachdem sich die angelaufene Ankerbucht, ebenfalls als No Go Zone herausgestellt hatte. ? Dafür erwies sich der ausgesuchte Ankerspot als echtes Schnorchelparadies. Bernhard entdeckte bei seiner morgendlichen SUP Tour in der White Bay einen wunderschönen Korallengarten ?. Die Korallen leuchteten in den verschiedensten Farben, viele bunte Fische schwammen an uns vorbei und auch eine Schildkröte kreuzte unseren Weg – ein krönender Abschluss unseres Törns ?.
Wir könnten noch sooo viel über die Tage beim Segeln schreiben. Jeder Tag war einzigartig und unsere Crew war einfach spitze! ? Danke Bernhard, dass du mitgekommen bist, uns so viel beigebracht hast. Danke an euch alle – Bernhard, Anja, Sören, Caro und Janko für die geile Zeit! Es war einfach mega mit euch und wir hoffen es war nicht der letzte gemeinsame Törn ????.
LG, Franz & Nadine
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